Landtagsabgeordnete Gnadl, Bundestagsabgeordnete Müller und Vertreter der Büdinger SPD im Gespräch mit Büdingens Polizeistationsleiter Pagel
Die Wetterauer Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl besuchte zusammen mit ihrer Abgeordnetenkollegin aus dem Bundestag, Bettina Müller, die Polizeistation Büdingen. Begleitet wurden die Abgeordneten von Büdingens Erster Stadträtin Henrike Strauch sowie den Stadtverordneten Manfred Scheid-Varisco und Sieglinde Huxhorn-Engler. Stationsleiter Michael Pagel empfing die Gäste in der Station an der Büdinger Saline und berichtete aus dem Polizeialltag in Büdingen sowie aktuelle Entwicklungen in der Region.
Die Polizeistation Büdingen ist für zehn Gemeinden in der östlichen Wetterau von Nidda bis Limeshain und von Kefenrod bis Ranstadt zuständig. „Mit gut 500 Quadratkilometern sind wir flächenmäßig das zeitgrößte Reviergebiet in Hessen. Das zeigt sich auch am Kilometerstand unserer Fahrzeuge, die insgesamt etwa 330.000 Kilometer pro Jahr zurücklegen“, so Stationsleiter Pagel. Insgesamt 60 Beamtinnen und Beamte verrichten in der Polizeistation ihren Dienst, wobei sie zwar hauptsächlich im Revier eingesetzt, aber öfters auch für Einsätze in anderen Gebieten abgestellt werden, aktuell etwa für die Sicherung der Baustelle zur geplanten A49 am Dannenröder Forst.
Etwa ein bis zwei der Kolleginnen und Kollegen an der Polizeistation gingen jährlich in Pension. „Das hat einerseits dazu geführt, dass sich der Altersdurchschnitt bei uns auf 44 Jahre verjüngt hat. Andererseits zeigt das aber auch, dass wir auf Nachwuchskräfte angewiesen sind und junge Menschen für den Polizeidienst begeistern müssen“, berichtete Pagel.
Dass die Sicherung der Nachwuchskräfte bei der Polizei in Hessen ein zunehmend drängendes Problem ist, ist der Abgeordneten Lisa Gnadl bereits aus Debatten im Landtag und ihrer mehrjährigen Tätigkeit im Innenausschuss bewusst: „Das Thema beschäftigt uns im Land schon viele Jahre. Für mich liegt der Schlüssel darin, die Arbeitsbedingungen für Polizistinnen und Polizisten zu verbessern und damit das Berufsbild wieder attraktiver zu machen. Leider ist das in Hessen ein Problem. Mit 41 Wochenstunden haben die Beamtinnen und Beamten überdurchschnittlich lange Arbeitszeiten im Vergleich zu anderen Bundesländern und auch das Besoldungsgefüge ist nicht sehr konkurrenzfähig. Außerdem ist 2008 unter dem damaligen Innenminister und heutigen Ministerpräsidenten Bouffier die Bereitschaftspolizei in Hessen massiv zusammengestrichen worden. Das alles führt dazu, dass es nicht nur schwierig ist, Nachwuchs zu gewinnen, sondern es gibt auch viele Polizistinnen und Polizisten, die in benachbarte Bundesländer wechseln, wo sie bessere Arbeitsbedingungen vorfinden“, fasst Gnadl den Reformbedarf aus ihrer Sicht zusammen.
Für die Bundestagsabgeordnete Bettina Müller ist für gute Polizeiarbeit auch gute Ausrüstung maßgebend: „Polizistinnen und Polizisten leisten ihren Dienst an unserer Gemeinschaft zum Schutz von uns allen. Dazu haben sie ein Anrecht auf gute Ausstattung, sowohl was Schutzausrüstung anbelangt als auch was andere Arbeitsgeräte wie Computer und Diensthandys betrifft“, so Müller. Es sei in Bezug auf die Büdinger Polizeistation etwa auch nicht akzeptabel, dass es nach Antragsstellung vier Jahre dauere, bis eine Kamera zur Überwachung im Zellentrakt installiert werde.
In Bezug auf die Kriminalitätsentwicklung konnte Pagel von einem weiteren Rückgang der gemeldeten Straftaten im Wetterauers berichten. „Die Fallzahlen insgesamt sind seit mehreren Jahren in Folge rückläufig, während die Aufklärungsquote steigt. Das Leben in der Wetterau wird also immer sicherer“, berichtete Pagel.
Dass dabei das subjektive Sicherheitsempfinden gerade nach aufsehenerregenden Vorfällen manchmal vom statistischen Lagebild abweicht, konnte aber gerade Büdingens Erste Stadträtin Henrike Strauch nach dem Schuss in einem Büdinger Lokal erfahren. „Dabei ergreifen wir eine Vielzahl von Maßnahmen, die dafür sorgen sollen, dass Büdingen eine sichere Stadt bleibt – angefangen bei Präventionskonzepten bis hin zu unserem neuen Schutzmann vor Ort Christian Gerhardt“, erläuterte Strauch.
Für die Landtagsabgeordnete Gnadl ist das Modell der örtlichen Schutzmänner und -frauen ein guter Ansatz, um die Präsenz der Polizei vor Ort und auch den Austausch zwischen Polizei und Bevölkerung zu verbessern. „Damit bekommt die Polizei ein persönliches Gesicht“, so Gnadl.
Die SPD-Besucherinnen und Besucher bedankten sich zum Abschluss des Gesprächs bei Dienststellenleiter Pagel für die gewährten Einblicke und bei den Beamtinnen und Beamten der Polizeistation für ihren Einsatz im Dienste der Gesellschaft. „Gerade in Zeiten mit zusätzlichen Belastungen wie durch Corona und Sondereinsätze wie am Dannenröder Forst muss man das besonders wertschätzen“, so die Bundestagsabgeordnete Bettina Müller.